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Tiefe Einkommen und hohe Arbeitsbelastung prägen die Obwaldner Landwirtschaft

7. September 2015
Die Obwaldner Landwirtschaftsbetriebe verdienen wenig. Rund 80 Prozent der Betriebe sind aufgrund ihres tiefen landwirtschaftlichen Einkommens auf ein ausserlandwirtschaftliches Erwerbseinkommen angewiesen. Durch diese Erwerbskombinationen wird jedoch die Gesamtarbeitsbelastung der Bauernfamilien sehr hoch. Trotzdem bereitet den Landwirten und Bäuerinnen die Arbeit auf Feld und Hof grosse Genugtuung. Dies zeigt eine Auswertung der Buchhaltungszahlen sowie einer Umfrage bei den direktzahlungsberechtigten Bauernbetrieben des Kantons.
Eine wissenschaftliche Auswertung der Buchhaltungszahlen 2010–2012 bei 523 direktzahlungsberechtigten Betrieben hat ergeben, dass das landwirtschaftliche Einkommen der Obwaldner Bauernbetriebe durchschnittlich nur gerade Fr. 31 013.– pro Jahr beträgt. Die repräsentative Analyse umfasste 85 Prozent aller direktzahlungsberechtigten Betriebe des Kantons und wurde mittels anonymisierter Steuerdaten durch die Eidgenössische Forschungsanstalt Agroscope, Tänikon erstellt.

Nebenerwerb notwendig
Aufgrund des tiefen landwirtschaftlichen Einkommens gehen rund 80 Prozent der Landwirte oder Bäuerinnen einem ausserlandwirtschaftlichen Erwerb nach und generieren damit ein Zusatzeinkommen von Fr. 32 369.– pro Jahr. Dies ergibt für die Obwaldner Bauernfamilien ein durchschnittliches jährliches Haushalteinkommen von total Fr. 63 382.–. Der hohe Anteil an Betrieben mit ausserlandwirtschaftlicher Erwerbstätigkeit lässt darauf schliessen, dass die Bäuerinnen und Landwirte geschätzte und gut in den Arbeitsmarkt integrierte Arbeitskräfte sind. Dies ermöglichte auch, die sinkenden landwirtschaftlichen Einkommen der letzten Jahre durch das ausserlandwirtschaftliche Einkommen auszugleichen.

Umfrage bestätigt sehr hohe Arbeitsbelastung
Als Ergänzung zur Analyse der Einkommenslage der Obwaldner Landwirtschaft hat das Amt für Landwirtschaft und Umwelt in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskommission und dem Bauern- und Landfrauenverband die Obwaldner Landwirte und Bäuerinnen befragt. Der Rücklauf der Fragenbogen war mit 54 Prozent ausserordentlich hoch und folglich sind die  Antworten sehr aussagekräftig. Darin wird bestätigt, dass die Gesamtarbeitsbelastung der Bauernfamilien (Betriebsleiter und Bäuerin, ohne Haushalt) mit rund 105 Arbeitsstunden pro Woche sehr hoch ist und ohne Mithilfe weiterer Familienangehörigen kaum mehr bewältigt werden kann. Die Mehrheit der Befragten stellt fest, dass dadurch die Freizeit und die Zeit für das Familienleben klar zu kurz kommen. 70 Prozent der Befragten sagen sogar aus, dass es unmöglich sei, irgendwann eine Ferienwoche am Stück einzuschalten.
Die tiefen Produzentenpreise und hohen Produktionskosten, der durch die Agrarpolitik des Bundes verursachte hohe administrative Aufwand und die Häufigkeit der Kontrollen wirken nach Aussagen der Befragten sehr belastend.

Agrarpolitik besser auf Produktion ausrichten
Die Mehrheit der Bäuerinnen und Landwirte fordert eine verstärkte Ausrichtung der Agrarpolitik auf eine produzierende Landwirtschaft, zumal der Absatz der Produkte gegeben sei. Die meisten der befragten Landwirte und Bäuerinnen messen der Erhaltung und der Pflege der Landschaft durch eine standortgerechte Bewirtschaftung eine grosse Bedeutung zu. Die Mehrheit der Bäuerinnen stellt hingegen fest, dass die Agrarpolitik des Bundes ihnen zu wenig Beachtung schenkt.

Die Bäuerinnen und Landwirte sind mit der Unterstützung durch die landwirtschaftliche Beratung zufrieden. Sie haben auch das Gefühl, dass die nichtbäuerliche Bevölkerung die multifunktionalen Leistungen, die die Landwirtschaft erbringt, schätzt. Gleichzeitig erwarten sie aber von diesen die Bereitschaft für angemessene Produktepreise.

Grosse Verbundenheit zum Bauernberuf
Trotz der tiefen Einkommenslage und der hohen Arbeitsbelastung bereitet den Landwirten und Bäuerinnen die Arbeit auf den Bauernbetrieben grosse Genugtuung. Sie schätzen das selbständige Arbeiten, die Vielseitigkeit der Arbeiten auf Feld und Hof sowie die Zusammenarbeit mit der ganzen Familie. Die meisten können sich kaum vorstellen, an einem andern Ort zu arbeiten.

Zukünftige Herausforderungen
Die meisten Bauernfamilien möchten an der bisherigen Ausrichtung des Betriebs, vorab mit Milchproduktion und Aufzucht, festhalten. Viele wünschen jedoch, den Betrieb flächenmässig durch Zukauf oder Zupacht von Land zu vergrössern und die Milchproduktion auszudehnen. Wichtig erscheint ihnen auch eine ausreichende Verbesserung der Altersvorsorge, die sie zurzeit eher als ungenügend beurteilen. Ausserdem erachten sie angemessene Gebäulichkeiten für den Betrieb unabdingbar. Die Befragten schätzen nämlich, dass in den nächsten fünf Jahren rund 100 Wohnhäuser und rund 80 Ökonomiegebäude saniert, umgebaut oder neu gebaut werden müssen.

Wie weiter?
Mithilfe der vorliegenden, umfassenden Lagebeurteilung der Obwaldner Landwirtschaft wird nun zusammen mit der Branche (partizipatives Vorgehen) geklärt, in welche Richtung und mit welchen Massnahmen die Obwaldner Landwirtschaft zukünftig gefördert und unterstützt werden soll. Dabei stellt sich die Frage, inwieweit dies in die Zuständigkeit der Agrarpolitik des Bundes oder in jene des Kantons fällt und inwieweit Massnahmen von der Branche selber umgesetzt werden müssen.

Weitere Informationen
Folgende Unterlagen finden Sie auf der Homepage des Amtes für Landwirtschaft und Umwelt:

Zugehörige Objekte

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